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Jochen Thies

Homepage von Jochen Thies – Kolumnist, Publizist, Autor

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Veröffentlicht 27. Januar 2016 von jt-admin

Frau Bundeskanzlerin, die Türkei ist nicht erst seit gestern ein Schlüsselland für uns

An einer der schönsten Stellen des Bosporus, im Istanbuler Vorort Tarabya, liegt ein deutscher Soldatenfriedhof. Es ist der einzige deutsche Soldatenfriedhof in der Türkei, die Gefallenen der beiden Weltkriege liegen hier begraben. Im Ersten Weltkrieg waren die Türkei und Deutschland Verbündete, 1917 war Kaiser Wilhelm II. an diesem Ort. Bei sintflutartigem Regen bin ich von der Sommerresidenz der deutschen Botschaft, für die ein türkischer Sultan einst ein Grundstück bereitstellte, zum Erinnerungsort hinaufgestiegen, der sich auf mehreren Terrassen befindet. Am Eingang zur Sommerresidenz hatte ich zufällig einen Herrn aus Berlin getroffen, der das Grab seines Vorfahren aufsuchen wollte. Er hieß Colmar von der Goltz, war Oberbefehlshaber einer türkischen Armee und starb in seinem Hauptquartier in Bagdad an den Folgen einer Typhuserkrankung. Seine sterblichen Überreste befinden sich heute auf dem Friedhof in Istanbul, auf dem auch ein deutscher Botschafter seine letzte Ruhe fand. Er war 1915, ein Jahr vor von der Goltz, verstorben. Die Wangenheimstraße in Berlin trägt seinen Namen. Auf der Suche nach dem Erinnerungsort, dem mein Interesse galt, musste ich bis zum obersten Plateau des Friedhofes von Tarabya hinaufsteigen, im Regen fand ich den Obelisk, der an Helmuth von Moltke erinnert. Der spätere preusßische Generalfeldmarschall verbrachte fünf Jahre seines Lebens am Bosporus, die deutsche Gemeinde von Istanbul ließ die Gedenkstätte für ihn errichten.

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Veröffentlicht 14. November 2015 von jt-admin

Ein Großer. Zum Tode von Helmut Schmidt

Helmut Schmidt war kein einfacher Chef. Für ihn zu arbeiten war phasenweise nur deswegen ertragbar, weil jeder wusste, dass er von sich am meisten abverlangte. Am schlimmsten war es vor Regierungserklärungen. Der Kanzler ging erst dann ernsthaft an den Text, wenn der Anlass unmittelbar bevorstand, also gegen 22 Uhr, genau 11 Stunden vor Redebeginn. Man hatte schon den ganzen Tag gearbeitet, also 12-13 Bürostunden hinter sich. Ab 23.00 Uhr kamen die ersten, mit grüner Tinte redigierten Seiten vom Kanzler zurück, gegen 3.30 waren die Redenschreiber und die Sekretärinnen fertig, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber dann konnte man noch nicht das Büro verlassen, es begann die Beschriftung und der Versand der Briefumschläge, die noch vor Redenbeginn einen ausgewählten Empfängerkreis von Regierung und Opposition zu erreichen hatten. Erst dann konnte ich nach Hause fahren, duschen, die Kleidung wechseln, kurz mit meiner Frau frühstücken, bevor es ins Bonner Bundeskanzleramt zurückging. Ein paar Dutzend Meter entfernt lag der Bundestag. Mit Redebeginn des Kanzlers gelangte ich durch eine Hintertür auf die letzte Reihe der Regierungsbank, wo nach kurzer Zeit die Texte der Parlamentsstenographen eintrafen. Ich hatte sie für den Kanzler vorzuredigieren. Gegen Mittag war ich fertig und wankte an meinen Schreibtisch zurück.

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Veröffentlicht 10. November 2015 von jt-admin

Überall auf der Welt kann etwas passieren

Ich träume noch immer von einer Symbiose von Abend- und Morgenland, versinnbildlicht im Fries der Kathedrale des sizilianischen Cefalù, das arabische Baumeister mit christlichen und muslimischen Symbolen versehen haben. Vor einem Jahr war ich um diese Zeit in Istanbul, nun habe ich meine nahöstliche Etappenreise mit Aufenthalten in Israel, Jordanien und Ägypten fortgesetzt. Viele Deutsche meiden diese Region, sie halten sie für gefährlich. Meine aus dem Libanon stammende Gastgeberin findet dazu beim Stopp im oberägyptischen Luxor die richtigen Worte: „Überall auf der Welt kann etwas passieren“.

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Veröffentlicht 28. September 2015 von jt-admin

VW-Skandal, Made in Germany und der abnehmende Glanz

In der Straße, in der ich in den 1950er Jahren groß wurde, herrschte lange Zeit Stille, vorbeifahrende Autos hörte man schon von weitem. Dann gab es eines Tages einen Auflauf der Kinder, die einen stahlblauen VW-Käfer mit kleinem Rückfenster und Blinkleuchten, die aus dem Chassis herausklappten, umringten. Der Nachbar hatte das Fahrzeug erstanden, er war der erste Autobesitzer in unserem Straßenabschnitt. Und es gehörte zum samstäglichen Ritual, das Fahrzeug zu putzen und zu wienern. Auch dabei schauten wir zu. Einen VW, so träumten wir, wollten wir eines Tages auch besitzen.

Kurz vor der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als Deutschland im Begriff stand, Großbritannien als führende Wirtschaftsnation zu überholen, kam der Begriff „Made in Germany“ auf. Die Engländer führten ihn ein, zur Abwehr vermeintlich billiger deutscher Importware. Die Ironie der Geschichte will es, dass heutzutage jeder Deutsche auf dieses ‚Made in Germany‘ stolz ist. Die ursprüngliche Bedeutung ging verloren. Dieses Gütesiegel ist vielleicht das geheime Markenzeichen der Nation.

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Veröffentlicht 11. Mai 2015 von jt-admin

Gedenken an die Opfer und die Rolle von Istanbul im Zweiten Weltkrieg

Eine ganze Serie von Gedenktagen liegt hinter uns: der für Deutschland und für Europa so wichtige 8. Mai, die Kranzlegung der Kanzlerin in Moskau, das Ende der Kämpfe in Berlin. Das ist 70 Jahre her, aber damit war der Zweite Weltkrieg noch nicht zu Ende. Das Geschehen verlagerte sich von Europa nach Asien. Dort wurde bis zum August 1945 gekämpft, entsprechend anders ist die Erinnerungskultur in den USA, übrigens auch in der Türkei, die lange Zeit zu der Handvoll von neutralen Ländern gehörte, von Staaten, die sich am Krieg militärisch nicht beteiligten. Istanbul war dennoch im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Ort: hier beäugten sich die Gegner im Krieg, hier kam es zu Geheimtreffen zwischen den Amerikanern und der deutschen Opposition gegen Hitler. Und am Ende, im Februar 1945, musste der einstige Verbündete des deutschen Kaiserreiches auf amerikanischen Druck hin Berlin doch noch den Krieg erklären, ohne dass dies militärische Konsequenzen gehabt hätte.

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Veröffentlicht 24. April 2015 von jt-admin

Es ist nicht gut die Türkei unter Druck zu setzen

Die Türkei ist in den letzten Tagen und Wochen wegen eines Themas international unter Beschuss geraten, dem sie sich stellen muss, früher oder später. Es geht um den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren, eines der vielen fürchterlichen Kapitel des vergangenen Jahrhunderts, das mit Vertreibung und Mord in Europa und in den Kolonien der damaligen großen Mächte begann und bis 1945 anhielt. In den aufgeregten Diskussionen der letzten Tage ging ein wenig unter, dass der türkische Staatspräsident nach einer vorausgegangenen Erklärung des Ministerpräsidenten den Enkeln der 1915 von Massakern betroffenen Menschen sein Beileid ausgesprochen hat. Das war nicht unbedingt zu erwarten, normalerweise reagiert Erdoğan nicht auf Druck.

Auf einer meiner ersten USA-Reisen ging ich vor über 30 Jahren in Washington in ein Museum, von dem ich annahm, dass es u.a. die Geschichte der Indianer zeigen würde, ihren heroischen Kampf um ihre angestammten Territorien und ihr weitgehendes Verschwinden aus der amerikanischen Gesellschaft. Ich suchte vergeblich, es sollte noch einige Zeit dauern, bis die Nachfahren der Apachen, der Navajos und der Sioux in der großen grünen Achse von Washington zwischen Lincoln Memorial und Kapitol ihr Museum bekamen. Die Diskussion über ihre Vertreibung, das begangene Unrecht und die Art und Weise, wie man symbolische Widergutmachung betreiben kann, geht in den Vereinigten Staaten natürlich weiter. Aber solche Diskussionen, eine solche schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erfordern Geduld und – Zeit.

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Veröffentlicht 17. März 2015 von jt-admin

Der deutsche Atatürk

Es gab in letzter Zeit viele Gedenktage. Vor allem der Ausbruch des Ersten Weltkriegs prägte die Debatten im letzten Jahr, zumal er mit der sich verschärfenden Krise um die Ukraine und die neuen Töne aus Moskau zusammenfiel. In wenigen Tagen steht nun ein weiteres Jubiläum an. Der Bundespräsident wird bei dem Festakt im Berliner Zeughaus ein Grußwort entrichten, andere werden sprechen und die Hauptrede wird Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble halten.

Es geht um Otto von Bismarck, den Gründer des Deutschen Reiches, der am 1. April 1815 zur Welt kam, in Berlin zur Schule ging und fast 30 Jahre lang, von 1862 bis 1890, die Geschicke des Landes entscheidend prägte. In Bismarcks Regierungszeit fiel der Zusammenschluss der vormaligen deutschen Kleinstaaten zu einem einzigen Land.

Leider war diesem Kaiserreich von 1871 keine lange Dauer beschieden. Es hatte sehr gute Kontakte zum Osmanischen Reich, aber leider nicht zu Frankreich. 1914 verstrickte es sich in einen Konflikt, den es nicht gewinnen konnte, weil am Ende die Amerikaner eingriffen und die Entscheidung herbeiführten – wie im Zweiten Weltkrieg. Deutschland hat seitdem erhebliche Teile seines Territoriums verloren, das es zur Bismarck-Zeit besaß, aber im Kern ist es noch immer das Land, das Bismarck schuf.

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Veröffentlicht 11. Februar 2015 von jt-admin

Was habe ich als Kind von Einwanderern mit dem Dritten Reich zu tun?

Auschwitz ist der Ort, der das Vermögen der menschlichen Phantasie übersteigt, der fassungslos macht. Es ist weniger die zynische gusseiserne Überschrift über dem Eingangsportal – „Arbeit macht frei“ -, die in aller Regel in Verbindung mit diesem größten NS-Vernichtungslager optisch gezeigt wird, als das Grauen in den Innereien des ehemaligen Kasernenkomplexes: der Keller, in dem das tödliche Gas Zyklon B erstmals an sowjetischen Kriegsgefangenen ausprobiert wurde, die riesigen Vitrinen mit Bergen von Menschenhaar, die Gebirge mit Schuhen, darunter das Schuhwerk von Kleinkindern und – besonders erschütternd – die gewaltige Sammlung an Koffern, Taschen und Gepäckstücken.

Sie sind allesamt beschriftet, mit Namen und Adressen, in sauberster, korrekter Schrift, so wie es die Menschen in Deutschland gelernt hatten. Sie glaubten, Deutsche zu sein, waren in den Augen des Regimes jedoch Juden, Untermenschen. Und dann, einige Kilometer weiter, in Birkenau das Tor zur Hölle, das Eisenbahngleis, auf dem die Waggons mit den in ihnen eingepferchten Menschen ankamen. Einige Minuten später begannen die Selektionen, die einen nach links, die anderen nach rechts. Mütter und Kinder wurden direkt in die Gaskammern geleitet. Auch für so gut wie alle anderen, die nach Auschwitz kamen und bei Sklavenarbeit noch ein paar Monate vor sich hatten, war es ein Weg ohne Wiederkehr. Über eine Million Menschen sind auf grausame, industrielle Art und Weise in Auschwitz ermordet worden.

Zunehmende Historisierung und Bezugslosigkeit

Zum 70. Mal ist vor wenigen Tagen die Befreiung des Lagers durch Einheiten der Roten Armee feierlich begangen worden. Die Wahrnehmung und Berichterstattung in den Medien hat zugenommen, die Zahl der Überlebenden und Zeitzeugen von Auschwitz nimmt gleichzeitig ab. Trotz beschwörender Worte der Politiker ist unverkennbar, das erhebliche Teile der Bevölkerung die grauenhaften Ereignisse hinter sich lassen, den Holocaust allmählich „historisieren“ möchten. Die schwache Zuschauerresonanz auf die vielen TV-Sendungen von ARD und ZDF ist ein Indiz dafür. Spätestens an dieser Stelle ergibt sich die Frage, wie neue deutsche Staatsbürger auf den Satz von Bundespräsident Gauck reagieren, wonach es eine deutsche Identität ohne Auschwitz nicht gebe.

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Veröffentlicht 7. Februar 2014 von jt-admin

Where the Iron Chancellor felt at home

Otto von Bismarck’s residences in Poland and Germany each tell their own post-war story Contemporaries griped that the country residences of Otto von Bismarck (1815-1898) were not in especially good…

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Veröffentlicht 28. September 2012 von jt-admin

Mona and Eddy

Bismarck’s last grandson and the glamorous American beauty – a turbulent US-German romance On May 2, 1945, leading units of the advancing 34th US infantry division “Red Bull” arrived at…

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Dr. Jochen Thies

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Journalist, Historiker

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