In meiner Kindheit war ich ein eifriger Leser der Bücher von Karl May. Von den tiefen Schluchten des Balkan war dort die Rede, vom Land der Skipetaren. Wo es genau lag, wusste kaum jemand, auch Karl May hat die meisten seiner Bücher geschrieben, ohne die Länder gesehen zu haben, über die er dickleibige Werke verfasste. Sehen, wie die knapp 3 Millionen Albaner leben, konnte man bis vor wenigen Jahren nicht. Das Land war vom Rest der Welt ähnlich abgeschnitten wie Nord-Korea. Enver Hodscha, der Diktator, der Albanien jahrzehntelang mit eiserner Faust regierte, ordnete den Bau von etwa 200 000 Minibunkern an, in denen sich die Menschen im Kriegsfall verstecken und verteidigen sollten. Überall in dem gebirgigen Land kann man sie noch sehen.
Von den Bergen und Schluchten Albaniens, aus der Fast-Millionenstadt Tirana bin ich gerade zurückgekehrt, die nur zweieinhalb Flugstunden von Deutschland entfernt liegt. Wenige europäische Städte dürften sich in den letzten 25 Jahren so verändert und vergrößert haben wie die albanische Hauptstadt, die auf den ersten Blick einer anatolischen Metropole mit einem italienischen Zentrum ähnelt. Italien ist in der Tat nicht weit entfernt, 200 Kilometer Adria trennen beide Länder. Es gibt rege Wirtschaftsbeziehungen, aber noch wichtiger als der Nachbar sind für das kleine Land die USA und Deutschland.
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